2011

Der alte Geschichtenerzähler
(Fortsetzungsgeschichte)
Der erste Tag (2010)


In der prallen Sonne saß ein Mensch am Rande eines Brunnen und erzählte von allem, was er je erlebt hatte, was er jemals hörte, von all seinen Erfahrungen und denen anderer. Doch auch von den Offenbarungen, die er in sich trug. Gierig lauschten sie den Worten, welchen er mit kurzen Pausen Gelegenheit zur Gedankenstille bot. Es war nicht seine Absicht gewesen, ihnen all dies mitzuteilen, denn bisher hatte er es für sich behalten. Anfangs saß er nur da und führte Selbstgespräche, gönnte sich zwischendurch einige Schlucke Wasser und erinnerte sich an sein bisheriges Leben. Doch irgendwann kamen einer und dann einige und schließlich immer mehr, welche sich zu ihm gesellten, um seinen Worten ihre Ohren zu schenken. Er wollte erst gehen, mit dem Bewusstsein, dass sie ihn foppen wollten, wie es in früherer Zeit oftmals geschehen, doch dann erblickte er den Glanz in ihren Augen und erkannte, dass es an der Zeit war, zu gewähren. Von nun an saß er jeden Tag am Marktbrunnen und erzählte von allem, was in ihm war. Menschen kamen und brachten Früchte zum Verzehr, die sie ihm darboten. Er nahm sie dankend an. Anfangs zückte er sein Säckchen mit den ihm verbliebenen Münzen, doch nicht einer wollte sie annehmen, denn sie zeigten mit ihrer Geste, dass sie ihm danken wollten für die Worte, denen sie lauschen durften. Ein Lächeln huschte über sein Gesicht. Er war Teil einer Gemeinschaft geworden und sein Geschichtenerzählen zu seiner täglichen Aufgabe, welche allgemeine Beachtung fand. Eines frühen Nachmittags saß er wie nun üblich geworden am Brunnen und begann wieder eine Geschichte zu erzählen:

Der zweite Tag (2010)

Sie starb mit neunzig Jahren an einer Unterdosis Kokain. Ihr Arzt hatte ihr dazu geraten, nun endlich mit dieser anderen Welt zu brechen. Eine liebenswürdige alte Dame. Sie gab mir immer Pfefferminzkekse, wenn ich sie besuchte, hatte das Herz am rechten Fleck und hörte Fliegermusik aus so einem alten Kasten, der wie eine Gitarre aussah. Ihr Wesen war so lebendig und gar nie kränklich. Ich nehme an, dass ihr Körper das Kokain in sich trug wie andere ihren Wein tranken. Zu dieser Zeit befand ich mich auf einem Schiff und segelte entlang einer Insel. Es kamen zwei Papageien angeflogen. Wer weiß wie sie es schafften, den Weg zu mir zu finden. Sie ließen sich auf meinen beiden Schultern nieder und erzählten mir von ihrem Ableben. Tante Agatha, so nannte ich sie immer, weil sie gerne in den Krimis von Agatha Christie las, würde nicht mehr zu ihnen sprechen und sie hätten auch kein Futter mehr bekommen. Torkas und Bublis heißen die beiden. Sie wären aus Furcht vor fremder Gefangenschaft geflohen und hätten mich aufgesucht, mit dem Herzen im Sinn, bei mir bleiben zu dürfen. Ich drehte natürlich sofort um und segelte zurück. Und als ich nach einiger Zeit in jenes Dorf kam, fand ich es bestätigt. Tante Agatha war tatsächlich an einer Unterdosis Kokain verstorben. Ja, mein Junge, und seit dem haben die beiden Papageien mich begleitet. Du darfst die gerne streicheln. Sie tun dir nichts, wenn du ihnen auch nichts tust. Dennoch bleibt es auch mir ein Rätsel, wie sie das alles so sinnhaft erzählen konnten. So, nun nehme ich erstmal eine Pause und genehmige mir einen Schluck Wasser. Die Sonne lebt heute wieder ziemlich stark:

Der dritte Tag (2010)

Aaaaah, tut das gut, so ein erfrischendes kühles Nass. Tja, mein Junge, wo war ich stehen geblieben? Ach ja. Einige Tage später hatte ich ein Traumgesicht. Manche mögen dies für eine Illusion oder auch eine Halluzination halten und ich will es ihnen auch nicht ausreden, doch ich vertraue meiner Wahrnehmung. Es war nächtens als ich an Deck meines Schiffes erwachte, da erblickte ich eine Frauengestalt in weißem Gewand und flammend roten Haaren. Es erregte mich, denn ich begann mich zu fürchten. Bis dahin war ich noch nie einem Geist in dieser Dimension begegnet, doch diese Erscheinung begann zu reden und erzeigte mir, dass Furcht unnötig sei, denn sie käme mit einer Botschaft, welche ich in meinem Herzen zu bewahren hätte und nur an jene Menschen weiter reichen dürfe, deren Gesinnung sie mir zu schildern gedenke. Aufmerksam lauschte ich ihren Worten und zum Schluss verriet sie mir auch ihren Namen, den ich aber auch in meiner Brust bewahren möge. Der Geist dieser Frau muss aus früher Zeit stammen, denn ihre Botschaft war eine sehr alte. Nachdem sie verschwand, beschloss ich darüber nachzudenken und erkannte in meinem Herzen einen Entschluss. Und so reiste ich umher und bekannte all jenen meine Erfahrung und entsandte auch die Botschaft an Menschen, wie sie mir von dem Geist anvertraut wurde. Mein Alter trägt im heutigen Jahre 92 Monde und noch immer habe ich drei Menschen zu finden, an die jene Botschaft zu richten ist. Solange werde ich wohl noch unter den Menschen weilen, bis meine Aufgabe sich voll erfüllt hat. Doch manchmal wird mir das Herz etwas müde und schwer, denn in all der Zeit ist mir dieser Geist nie mehr erschienen:

Der vierte Tag (2011)

Mit verträumten Augen hatte der Alte seine Stimme gesenkt und blickte wehmütig gen Himmel, nach dem er zärtlich den Jungen verabschiedet hatte, welcher so gerne noch bei ihm geblieben wäre. Doch es dunkelte schon und seine Mutter hatte ihn mahnend angeblickt und zu verstehen gegeben, dass er ja am nächsten Morgen wieder zu ihm dürfe. Schweigend und doch erfüllt von dem Gesagten trottete Corian seiner Mutter hinterher, während eine Ahnung in seinem Herzen flutete, die er jedoch noch nicht einzuordnen wusste. Der Alte griff in eine seiner Taschen und holte einen Apfel hervor, in den er herzhaft hineinbiss, wobei er an eine längst vergangene Kultur dachte, die, so wusste er, in einer neuen Zeit wieder erwachen würde, sobald er die letzten drei Botschaften überbracht hatte. Eine Träne rückte in eines seiner Augen, weil eines der zu hütenden Geheimnisse ihn doch etwas traurig machte, wobei er das Bild eines ebenso Alten Mannes vor sich sah, wie er heute einer war. Dieser Mensch hatte einmal vor vielen Generationen gelebt als es noch mehrere Brunnen gab. Nicht dran denken, dachte er nun und rieb sich etwas energisch die Träne mit dem Ärmel ab und blickte ins Abendrot um sein Gebüt wieder besänftigen zu lassen. Dann setzte er sich wieder an den Rand des Brunnens und begann sich auf die Erinnerungen zu konzentrieren, welche er für morgen brauchen würde. Mit der Hand schöpfte er sich etwas Wasser ins Gesicht um sein Antlitz zu kühlen. Da kam eine Taube herbeigeflogen und setzte sich auf seine Schulter, was Torkas und Bublis veranlasste, sofort hinzuzusegeln um zu betrachten, wer denn da neues angekommen war. Nun lauschte der Alte dem Gespräch der Drei:

Des Sternengesangs sanfte Offenbarung

(Fortsetzungsgeschichte)

Erste Geschichte

Außerhalb unserer planetarischen Dualität befindet sich nur Liebe. Mir war als hörte ich einem Sternengesang zu, der mir am Ufer eines Sees, wo ich mich im Gras bei klarer Nacht zum Firmament blickend befand, singend zuflüstern würde. Als wäre ein Kanal geöffnet worden, der mir lange verborgen blieb und die Sterne ihn durch ihren glitzernden Gesang geöffnet haben. Sie brachten mir Gedanken, die mich zu neuem Licht führten.

Sobald die Liebe ihren Ort außerhalb der planetarischen Dualität verlassen hatte und in die Dualität unseres blauen Planeten Erde eingetreten war, begann sie sich zu teilen. Ja, sie trennte sich von zwei Dritteln ihrer Selbst. So als hätte sie eine Schwester und einen Bruder extra für uns Menschen aus sich selbst geboren, nachdem die außerirdische Fehlbilanz eigenmächtig unseren Planeten erstürmt hatte. Die Liebe, welche selbst nur noch zu einem Drittel vorhanden war, nannte ihre Schwester Wahrheit und ihren Bruder Frieden.

Und all dies musste geschehen, weil die Dualität begonnen hatte, denn die außerirdische Fehlbilanz hatte Krieg mitgebracht. Und für Krieg gab es noch keine Dualität, doch diese Dualität musste die Liebe erfüllen, denn sie wollte die Menschen nicht alleine lassen, damit sie vollständig vernichtet würden. So trennte sie sich anfangs schweren Herzens von einem Teil und stellte dem Krieg ihren Bruder Frieden gegenüber. Nun war zwar die Dualität hergestellt, doch der Frieden konnte alleine nicht viel ausrichten. Da musste die Liebe auch noch ihren zweiten Teil von sich trennen und stellte ihrem Bruder ihre Schwester zur Seite, die Wahrheit.

Denn ihr Bruder kämpfte nicht, sondern tat auf seine Weise. Würde der Frieden nämlich kämpfen, dann wäre er nicht mehr Frieden, sondern wäre übergelaufen und hätte sich dem Krieg angeschlossen und wäre selbst zum Krieg geworden, den der alte Krieg der außerirdischen Fehlbilanz einfach geschluckt hätte. Allerdings fehlte nun mit der Schwester Wahrheit, welche nun zusammen mit ihrem Bruder Frieden den Menschen half, wieder eine Dualität.

Die Liebe überlegte ziemlich lange hin und her, denn noch mal trennen konnte sie sich nicht, weil sie sich dann auflösen würde. Da die außerirdische Fehlbilanz bereits eifrig dabei war, selbst eine Dualität zu erschaffen, griff die Liebe zu einem Trick. Sie ließ ihre Schwester in einen sanften Schlaf fallen und entnahm der Wahrheit einen kleinen Teil und trennte ihn von ihr. Doch als die Liebe fertig war, war die außerirdische Fehlbilanz zur gleichen Zeit fertig.

Das war der Beginn einer schweren Prüfung für die Menschen, denn durch die zeitgleiche Erschaffung, wurden Zwillinge geboren, welche durch das Eingreifen des Krieges sich vom ersten Sternenlicht an stritten und sich sehr uneins waren. Die Liebe nahm sich selbst zu rate und gab, durch die Mithilfe ihres Bruders Frieden, der dem einen Teil des Zwillings sehr zugeneigt war, dem sich stets verteidigenden Zwilling den Namen Lüge. Doch dies war fatal, denn auch der Krieg der außerirdischen Fehlbilanz nannte den stets angreifenden Zwilling ebenfalls Lüge.

Beide Seiten nannten die Zwillinge deshalb Lüge, weil sie vom gleichen Schaffgut waren und doch sich ständig uneins, denn was gleich war und sich nicht gleich benahm, konnte im Sinn der Liebe nicht Wahrheit sein, obwohl der Zwilling eine Klonschwester der Wahrheit hatte werden sollen. Die Wahrheit war erwacht und blickte zärtlich auf den sich verteidigenden Zwilling und auch ihr Bruder Frieden blickte ihn beruhigend wohlwollend an. In der Situation nahm der Krieg, weil es ihm zuviel war, die angreifende Zwillingsschwester Lüge mit und verschwand in Windeseile.

Der Frieden, die Wahrheit und die Liebe blickten nun auf die nun traurig gewordene kleine sich verteidigende Zwillingsschwester Lüge hinab. Es war nun auch allen dreien sofort bewusst, was geschehen würde, wenn die kleine Lüge Verteidigung einmal älter geworden ist. Ein Schwesternkrieg würde sich entfesseln und da die beiden Lügen einander glichen wie ein Tropfen dem anderen, würde es selbst der Wahrheit schwer fallen, herauszufinden, welche Lüge ihr später immer wieder begegnen würde.

Der Frieden war jedoch guten Mutes und nahm seine Schwester Wahrheit bei der Hand und meinte sanft, dass sie nochmal einen Sternengesang aufrufen könnten, dann nahmen beide die Liebe in ihre Mitte. Da hörten sie dem Sternengesang der Weisheit eine ganze Weile hin.
Als der Gesang verebbte, war ihnen Bewusstheit zuteil geworden, dass sie sich alle drei unbesorgt um die Menschen kümmern könnten, weil sie sicher sein konnten, dass sie nun eine Kämpferin auf ihrer Seite hatten. Die kleine Zwillingsschwester Verteidigerin Lüge.

Die positive Zwillingsschwester Lüge würde für den Schutz der Wahrheit kämpfen, während sie selbst auch wusste, dass ihre negative Zwillingsschwester Angriff Lüge alles daransetzen würde, sie selbst und ihre Mutter Wahrheit zu vernichten im Auftrag des Krieges der außerirdischen Fehlbilanz.

Noch lange saß ich am See und ließ mir den Sternengesang einige Male erinnernd von vorne beginnen. Die Weisheit der Sterne hatte mir eine Offenbarung geschenkt, mit der ich Behutsam umzugehen habe, denn ich weiß, dass es vielen Menschen zu schwer fällt, zu verstehen, was der Tochter der Weisheit durchaus bekannt ist, denn die Verständnis ist zumeist erst in letzter Instanz vom Licht der Sterne umgeben.
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